Diesmal stieß die Entscheidung der Schwedischen Akademie für den Literaturnobelpreis auf nahezu einhellige Zustimmung. Im Gegensatz zu Bob Dylan ist der diesjährige Preisträger, der 1954 in Japan geborene, aber seit dem fünften Lebensjahr in Großbritannien lebende und Englisch schreibende Kazuo Ishiguro ein angesehener Literat.
Die Akademie begründete ihre Entscheidung mit der „emotionalen Kraft“ von Ishiguros Romanen, und sie sieht diese Entscheidung als geeignete Reaktion auf dieses Jahr der Krisen. Ishiguro Debüt war 1982 der Roman „Damals in Nagasaki“, „A Pale View of Hills“, der den Atombombenabwurf vom 9. August 1945 zum Thema hatte. Bekannt wurde er aber vor allem mit zwei Büchern, die auch verfilmt wurden: „The Remains of the Day“ -Was vom Tage übrigblieb und „Never Let Me Go“ - Alles, was wir geben mussten. Das letztere erzählt von einer englischen Gesellschaft, in der geklonte Kinder in einem Internat als menschliche Ersatzteilnehmer für Wohlhabende aufgezogen werden – ein düsteres Szenario.
Vor politischer Einmischung hütet sich Ishiguro weitgehend. Allerdings äußerte er 2016 nach dem Brexit-Votum seine Sorge, dass dadurch die Fremdenfeindlichkeit in seinem britischen Heimatland wachsen könnte.