Die Jury des Deutschen Buchpreises hat in Frankfurt ihre diesjährige Longlist bekannt gegeben. Unter den Nominierten ist auch das „enfant terrible“ der deutschen Literaturszene, Maxim Biller. In seinem autobiografischen Roman „Sechs Koffer“, verarbeitet er den Tod seines Großvaters Schmil Grigorewitsch. Biller war bis Anfang 2017 Mitglied des Literarischen Quartetts.
Nach Plagiatsvorwürfen Erfolg mit der Verfilmung
Ebenfalls unter den Nominierten ist Helene Hegemann mit ihrem Roman „Bungalow“, der von „der radikalen Selbstfindung eines jungen Mädchens in einer zunehmend apokalyptischen Welt“ erzählt. Hegemann hatte sich nach ihrem Debüt „Axolotl Roadkill“ mit Plagiatsvorwürfen auseinander setzen müssen. Die Verfilmung wurde allerdings beim Sundance Filmfestival in den USA ausgezeichnet.
Die Erkundung der Gegenwart
Die Auswahl begründet die Jury-Sprecherin und freie Kritikerin Christine Lötscher so: „Die Lage der Welt scheint den deutschsprachigen Autorinnen und Autoren auf den Nägeln zu brennen: Wie ist die Welt zu dem geworden, was sie heute ist? Wie hängt alles zusammen, und welche Geschichten lassen sich darüber erzählen? Ihre Romane versuchen diese Fragen in der ganzen poetischen Tiefe auszuloten, indem sie ihre Figuren als Reisende, Suchende oder Vertriebene ihre Vergangenheit und Gegenwart erkunden lassen. Die Vielfalt der literarischen Formen hat die Jury begeistert: Es gibt große historische, aber auch verspielt fantastische Weltentwürfe, ebenso wie Texte, die eine radikale Reduktion der Perspektive suchen, bis auf den Nullpunkt des Erzählens. Angesichts dieses Reichtums und vieler überraschender Entdeckungen ist die Longlist auch eine Einladung der Jury, dieses große Spektrum zu erkunden.“
Und das sind die 20 Nominierten:
* Carmen-Francesca Banciu: Lebt wohl, Ihr Genossen und Geliebten! (PalmArtPress, März 2018)
* María Cecilia Barbetta: Nachtleuchten (S. Fischer, August 2018)
* Maxim Biller: Sechs Koffer (Kiepenheuer & Witsch, September 2018)
* Susanne Fritz: Wie kommt der Krieg ins Kind (Wallstein, März 2018)
* Arno Geiger: Unter der Drachenwand (Carl Hanser, Januar 2018)
* Nino Haratischwili: Die Katze und der General (Frankfurter Verlagsanstalt, August 2018)
* Franziska Hauser: Die Gewitterschwimmerin (Eichborn, Februar 2018)
* Helene Hegemann: Bungalow (Hanser Berlin, August 2018)
* Anja Kampmann: Wie hoch die Wasser steigen (Carl Hanser, Januar 2018)
* Angelika Klüssendorf: Jahre später (Kiepenheuer & Witsch, Januar 2018)
* Gert Loschütz: Ein schönes Paar (Schöffling & Co., Februar 2018)
* Inger-Maria Mahlke: Archipel (Rowohlt, August 2018)
* Gianna Molinari: Hier ist noch alles möglich (Aufbau, Juli 2018)
* Adolf Muschg: Heimkehr nach Fukushima (C.H.Beck, Juli 2018)
* Eckhart Nickel: Hysteria (Piper, September 2018)
* Josef Oberhollenzer: Sültzrather (Folio, März 2018)
* Susanne Röckel: Der Vogelgott (Jung und Jung, Februar 2018)
* Matthias Senkel: Dunkle Zahlen (Matthes & Seitz Berlin, Februar 2018)
* Stephan Thome: Gott der Barbaren (Suhrkamp, September 2018)
* Christina Viragh: Eine dieser Nächte (Dörlemann, Februar 2018)