Zum zweiten Mal wurde der Bayerische Buchpreis in der Münchner Allerheiligen Hofkirche verliehen. In einer öffentlichen Diskussion vor 400 geladenen Gästen einigten sich Carolin Emcke, Franziska Augstein und Denis Scheck auf Reiner Stach und Angela Steidele als Preisträger. Mit dem Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten wurde Cornelia Funke für ihr schriftstellerisches Lebenswerk geehrt.
Der mit dem Deutschen Buchpreis geehrte Frank Witzel („Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager“, Matthes & Seitz Berlin) ging in München leer aus, auch Ulrich Peltzer („Das bessere Leben“, S. Fischer Verlag) blieb auf der Strecke. Die Jury entschied sich für für Angela Steideles Debütroman „Rosenstengel (Matthes & Seitz, Berlin), in dem die Autorin zwei unwahrscheinliche Biographien kurz schließt: Die der Catharina Linck, die als Anastasius Rosenstengel im 18. Jahrhundert das Leben eines Mannes führte, und die von Ludwig II., der aus der Politik ins Märchenreich der Kunst entfloh. „Geistreich und wortgewaltig“ schaffe Steidele in der Form des Briefromans „ein Panoptikum der Geschlechterrollen mit den Kulissen der anhebenden Aufklärungszeit“, lobte die Jury. „In diesem Roman darf gelacht und gedacht werden.“
In der Kategorie Sachbuch wurde auch über Bruno Preisendörfer ( „Als Deutschland noch nicht Deutschland war. Reise in die Goethezeit“, Verlag Galiani Berlin) und Monika Rinck (Risiko und Idiotie. Streitschriften“ ,kookbooks) diskutiert. Ihre Entscheidung für Reiner Stachs „Kafka. Die frühen Jahre“ (S. Fischer Verlag) begründete die Jury wie folgt: „Einen neuen, einen anderen Dr. Franz Kafka aus Prag kann man in der dreibändigen Monumentalbiographie von Reiner Stach entdecken, die in „Kafka. Die frühen Jahre“ ihren triumphalen Abschluss findet: den technikaffinen Kafka, den Frauenschwarm, den Freund, den Erfinder des 3D-Kinos und prospektiven Autor einer Reihe von Billig-Reiseführern für Europa. Reiner Stach beweist, dass die Biographie eine literarische Kunstform sein kann und gibt dem Kafkabild der Gegenwart sein Gepräge.“
Die Preisträger erhalten jeweils 10 000 Euro sowie eine Preisfigur aus Nymphenburger Porzellan, die anderen Nominierten jeweils 2000 Euro.
Die Ehrenpreisträgerin Cornelia Funke würdigte Ilse Aigner, Stellvertretende Ministerpräsidentin und Bayerische Staatsministerin für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie : „Cornelia Funke hat Millionen von Kindern zum Lesen gebracht. Sie hat ihnen gezeigt, was für ein unendlicher Schatz eine gute Geschichte sein kann. Ihre Bücher sind Grundnahrungsmittel für die Phantasie.“ Den Preis nahm Julia Bielenberg, Geschäftsführerin der Verlagsgruppe Oetinger, stellvertretend für die Ehrenpreisträgerin entgegen.