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Dienstag, 15. Oktober 2024
Buchpreis für Martina Hefter
Hefter (59) ist nicht nur Autorin, sondern auch Tänzerin und Performance-Künstlerin - wie auch ihre Romanprotagonistin. In "Hey guten Morgen, wie geht es dir?" lebt die Mittfünfzigerin Juno in zwei Welten: Tagsüber pflegt sie ihren schwer kranken Mann, nachts taucht sie ab ins Internet.
Dort chattet sie mit "Love-Scammern", Internetbetrügern, die mittels Fake-Profilen Kontakt zu Einsamen aufnehmen, um sie finanziell auszubeuten. Juno lässt sich auf Love-Scammer aus Nigeria ein. Dabei verheimlicht sie versteckt ihre wahre Identität und man fragt sich irgendwann, wer hier wen betrügt. Trotzdem entstehen Momente wahrer Nähe. Es geht um Kolonialismus und Altern, um Freundschaft, Liebe und Sehnsucht.
Donnerstag, 10. Oktober 2024
Der Literaturnobelpreis geht nach Südkorea
Sie hatte wohl niemand auf dem Schirm. Man dachte eher an Salman Rushdie, an Haruki Murakami. Doch das Nobelpreis-Komittee entschied anders. Die Südkoreanerin Han Kang bekommt in diesem Jahr den Literaturnobelpreis.
Die Jury würdigte Han Kang "für ihre intensive poetische Prosa, die sich mit historischen Traumata auseinandersetzt und die Zerbrechlichkeit des menschlichen Lebens offenlegt." Ihr internationaler Durchbruch gelang mit dem Roman "Die Vegetarierin", der bereits 2016 den Man Booker International Prize gewann und in über 30 Sprachen übersetzt wurde.
Han Kang ist die Tochter des Schriftstellers Han Seung-won (Han Sŭngwon) und wurde 1970 in Gwangju geboren und wuchs in Seoul auf. Sie studierte an der Yonsei University in Seoul Koreanische Literatur. Zuerst wurde 1993 Lyrik von ihr in einem Magazin veröffentlicht. 1994 folgten erste Kurzgeschichten. Im Jahre 1999 gewann sie einen Preis für den besten koreanischen Roman, 2000 den "Preis für junge Künstler von heute" des Ministeriums für Kultur und Tourismus und schließlich 2005 den Yi-Sang-Literaturpreis.
Mit Han Kang geht der Preis erstmals an eine südkoreanische Schriftstellerin. Sie folgt auf Jon Fosse, der den Preis im letzten Jahr erhielt. Mit der Autorin freut sich auch ihr Verlag: "Wir sind stolz, eine der außergewöhnlichsten Stimmen der Weltliteratur verlegen zu dürfen", so heide Kloth, Verlegerin der Aufbau Verlage.
"Unmöglicher Abschied", der neue Roman von Han Kang, erscheint am 16. Dezember in der Übersetzung von Ki-Hyang Lee bei Aufbau. Von Han Kang liegen bei Aufbau außerdem vor: "Die Vegetarierin", "Menschenwerk", "Deine kalten Hände", "Weiß" sowie "Griechischstunden".
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Dienstag, 17. September 2024
Buchpreis: Da waren's nur noch sechs
Sechs Finalisten dürfen sich noch Hoffnung auf den Buchpreis 2024 machen, der auf der Buchmesse verliehen wird. Die Jury hat aus der Longlist sechs Romane ausgewählt, „die auf neue Weise Licht und Dunkel unserer jüngeren Geschichte erkunden, die auch erzählerisch Grenzen überwinden und dabei große literarische Abenteuer sind“, so Jurysprecherin Natascha Freundel. „Jedes Buch ist formal wie inhaltlich einzigartig.“
Das sind die Nominierten:
* Martina Hefter: „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“
* Maren Kames: „Hasenprosa“
* Clemens Meyer: „Die Projektoren“
* Ronya Othmann: „Vierundsiebzig“
* Markus Thielemann: „Von Norden rollt ein Donner“
* Iris Wolff: „Lichtungen“
Der Gewinner oder die Gewinnerin wird am 14. Oktober zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse bekannt gegeben.
Mittwoch, 21. August 2024
Der Buchpreis wird weiblich
In der Hauptsache Frauen stehen auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2024. Sieben Männern stehen 13 Frauen gegenüber. Für den Preis, der zum 20. Mal vergeben wird, hat die Jury 197 Romane aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu sichten.
Ausgewählt hat sie Bücher, „die auch heute die Magie des Erzählens vermitteln“, darunter autofiktionale Texte wie Stefanie Sargnagels „Iowa“, André Kubiczeks „Nostalgia“ und Zora del Buonos „Seinetwegen“.
Auch Verlust, Einsamkeit und die Zerbrechlichkeit des Daseins werden thematisiert, etwa in Daniela Kriens „Mein drittes Leben“, in Dana von Suffrins „Nochmal von vorne“, in Iris Wolffs „Lichtungen“ oder in Timon Karl Kaleytas „Heilung“.
Auffallend auch die Romane mit historisch-politischen Themen, die laut Jury „das aufziehende Dunkel der Diktatur für die Gegenwart ausleuchten oder uns in wenig bekannte Winkel der Weltgeschichte wie in Spiegelkabinette entführen“ wie Nora Bossongs „Reichskanzlerplatz“ mit Magda Goebbels als Hauptfigur. Aber auch Ronya Othmann, die in „Vierundsiebzig“ den Genozid an den Jesiden schildert oder Michael Köhlmeier, der mit „Das Philosophenschiff“ an die Stalinzeit erinnert.
Drei Autorinnen und Autoren haben es mit ihrem Erstling auf die Longlist geschafft: Doris Wirth mit „Findet mich“, Max Orevin mit „Toni & Toni“ und Ruth Maria Thomas mit „Die schönste Version“.
Ebenfalls auf der Longlist: Franz Friedrich mit „Die Passagierin“, Martina Hefter mit „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“, Maren Kames mit „Hanseprosa“, Ulla Lenze mit „Das Wohlbefinden“, Clemens Meyer mit „Projektor“ und Mithu Sanyal mit „Anti Christie“.
Freitag, 22. März 2024
Buchpreis für "Minihorror"
Zum 20. Mal wurde der insgesamt mit 60 000 Euro dotierte Preis der Leipziger Buchmesse verliehen – in den drei Kategorien Belletristik, Sachbuch und Übersetzung. Die siebenköpfige Jury hatte die Wahl unter knapp 500 Titeln.
In der Kategorie Belletristik geht der Preis an die serbisch-österreichische Autorin Barbi Marković für ihr Buch „Minihorror“. Als bestes Sachbuch wird „ca. 1972 Gewalt – Umwelt – Identität – Methode“ von Tom Holert ausgezeichnet, als beste Übersetzung „Der Fluch des Hasen“, ein Erzählband der südkoreanischen Autorin Bora Ching, den Ki-Hyang Lee ins Deutsche übertragen hat.
Der Horror des Alltäglichen
In „Minihorror“ erzählt Barbi Marković in 26 Geschichten von Mini und Miki, einem Paar wie aus Disneys Lustigen Taschenbüchern. Die beiden wollen alles richtig machen und verlieren sich doch im Horror des Alltäglichen. Es geht um die großen und kleinen Albträume des Mittelstands, um Missgeschicke, den Horror des perfekten Familienfrühstücks, der Wohnungssuche, Mobbing am Arbeitsplatz. All das vor dem Hintergrund des Jugoslawien-Krieges und seiner Folgen. „Barbi Markovic erzählt hinreißend komisch und bitterernst von unserer Gegenwart: hinten die Kriegsverbrechen, vorne der Klimawandel, dazwischen die Banalität unseres tagtäglichen Lebens“, begründete die Jury ihre Wahl.
1972 als Wendepunkt
Tom Holerts Text-/Bild-Essay „ca. 1972 Gewalt – Umwelt – Identität – Methode“ rückt das Jahr 1972 als Wendepunkt nach der revolutionären Euphorie von 1968 in den Fokus: Damals war das Vertrauen in die Nachkriegsordnung einer Atmosphäre von Ernüchterung, Verbitterung und Angst gewichen. „Indem er seine Position als Autor benennt, reflektiert und sie sichtbar macht, ohne sich selbst in diese kulturellen Objekte und ihre Geschichte einzuschreiben, leistet er seinen klugen Teil der Arbeit auf dem Weg zu einem 2024 leider immer noch utopischen Ziel: einer sozialen, globalen, ökologisch und geschlechtlich gerechteren Welt“, urteilte die Jury.
Abgründiges Funkeln
Ki-Hyang Lees Übersetzung des Erzählungsbands „Der Fluch des Hasen“ von der südkoreanischen Autorin Bora Chung sei es zu verdanken, dass die zehn oft bizarren Geschichten „auch auf Deutsch abgründig funkeln“, so die Jury. „In der pointierten und leicht neben die Norm gesetzten Sprache, die Ki-Hyang Lee den Texten von Bora Chung verleiht, haben sie eine zitternde Offenheit für das Neue und Unerwartete. Das Niedliche und das Widerliche kommen uns daraus entgegen. Wir erleben die Liebe, wie sie sich in einer nahen Zukunft womöglich anfühlen wird.“
Mittwoch, 6. März 2024
Preis der Leipziger Buchmesse: Erstmals eine Graphic Novel unter den Nominierten
Die Auswahl war groß: 486 Bücher hatten die Verlage für den Preis der Leipziger buchmesse eingereicht. Die Jury hat in den Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung 15 Buchtitel nominiert, darunter mit „Genossin Kuckuck“ erstmals eine Graphic Novel. Verliehen wird der mit insgesamt 60.000 Euro dotierte Preis auf der Leipziger Buchmesse.
Und das sind die Nominierten:
Belletristik
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Anke Feuchtenberger: Genossin Kuckuck (Reprodukt)
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Wolf Haas: Eigentum (Hanser Verlag)
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Inga Machel: Auf den Gleisen (Rowohlt Buchverlag)
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Barbi Marković: Minihorror (Residenz Verlag)
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Dana Vowinckel: Gewässer im Ziplock (Suhrkamp Verlag)
Sachbuch/Essayistik
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Jens Beckert: Verkaufte Zukunft. Warum der Kampf gegen den Klimawandel zu scheitern droht (Suhrkamp Verlag)
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Christina Clemm: Gegen Frauenhass (Hanser Berlin)
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Tom Holert: ca. 1972 Gewalt – Identität – Methode (Spector Books)
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Christina Morina Tausend Aufbrüche. Die Deutschen und ihre Demokratie seit den 1980er-Jahren (Siedler Verlag)
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Christiane Collorio (Hrsg.); Ines Geipel (Hrsg.); Ulrich Herbert (Hrsg.); Michael Krüger (Hrsg.); Hans Sarkowicz (Hrsg.): Jahrhundertstimmen 1945-2000 – Deutsche Geschichte in über 400 Originalaufnahmen. Jahrhundertstimmen II (Der Hörverlag)
Übersetzung
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Ki-Hyang Lee übersetzte aus dem Koreanischen: „Der Fluch des Hasen“ von Bora Chung (CulturBooks)
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Klaus Detlef Olof übersetzte aus dem Slowenischen „18 Kilometer bis Ljubljana“ von Goran Vojnović (Folio Verlag)
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Lisa Palmes übersetzte aus dem Polnischen: „Bitternis“ von Joanna Bator (Suhrkamp Verlag)
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Jennie Seitz übersetzte aus dem Russischen: „Nimm meinen Schmerz. Geschichten aus dem Krieg“ von Katerina Gordeeva (Droemer HC)
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Ron Winkler übersetzte aus dem Englischen: „Angefangen mit San Francisco. Gedichte“ von Lawrence Ferlinghetti (Schöffling & Co.)
Montag, 23. Oktober 2023
Der Friedenspreisträger und der Frieden
„Von links wie von rechts gerät die Freiheit unter Druck“, sagte Salman Rushdie am Sonntag in der Frankfurter Paulskirche, als er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels entgegennahm. Auf allen Seiten werde die Meinungsfreiheit „von reaktionären, autoritären, populistischen, demagogischen halbgebildeten, narzisstischen und achtlosen Stimmen angegriffen“. Er habe nie geglaubt, dass er eine solche Zeit erleben müsste, so Rushdie weiter.
Gegen jede Art von Zensur
Es sei eine Zeit, „in der Bildungseinrichtungen und Bibliotheken Zensur und Feindseligkeit ausgesetzt sind“, und eine Zeit, „in der extremistische Religionen und bigotte Ideologien beginnen, in Lebensbereiche vorzudringen, in denen sie nichts zu suchen haben“.
Rushdie kritisierte auch eine neue Art von Zensur, „die sich den Anschein der Tugendhaftigkeit gibt und die viele vor allem junge Menschen für eine Tugend halten“.
Für die Meinungsfreiheit
Dagegen will der Schriftsteller, der nach der Fatwa von Ajatollah Khomeini für Jahrzehnte nur in Verstecken überleben konnte und der im August 2022 einen Messeranschlag nur knapp überlebte, die „Meinungsfreiheit erbittert verteidigen – auch dann, wenn sie uns beleidigt“. Statt mit Zensur zu reagieren, „sollten wir schlechte Rede mit besserer Rede kontern, falschen Narrativen bessere entgegensetzen, auf Hass mit Liebe antworten und nicht die Hoffnung aufgeben, dass sich die Wahrheit selbst in einer Zeit der Lügen durchsetzen kann“.
Engagiert für den Frieden
Frieden ist laut Rushdie „schwer zu schaffen und schwer zu finden“. In der Ukraine toe“ein der Tyrannei eines einzelnen Mannes und seiner Gier nach Macht und Eroberung geschuldeter Krieg – ein trauriges Narrativ, dem deutschen Publikum nicht unbekannt.
Und mit Blick auf Israel und die Gewalt im Nahen Osten sagte er: Frieden will mir im Augenblick wie ein dem Rauch der Opiumpfeife entsprungenes Hirngespinst vorkommen.“ Trotzdem dürfe man nicht aufhören, sich für den Frieden zu engagieren. Denn Frieden zähle zu „unseren großen Werten, die es leidenschaftlich zu verfolgen gilt“.
Vielfalt beim Jugendliteraturpreis
Der Deutsche Jugendliteraturpreis sieht sich als wichtige Orientierungshilfe für junge Leserinnen und Leser - bei jährlich rund 7500 Neuerscheinungen auf dem deutschsprachigen Kinder- und Jugendbuchmarkt. Auf der Buchmesse wurde der Preis in den Kategorien: Bilderbuch, Kinderbuch, Jugendbuch und Sachbuch vergeben. Lesen, das machte Ralf Schweikart, Vorsitzender des Arbeitskreises für Jugendliteratur klar, ist der Schlüssel zu Bildung und Teilhabe. Und die ausgezeichneten Bücher trügen ihren Teil dazu bei.
Diversität als Hauptthema
„Alle unsere Siegertitel eint das Engagement für das Entdecken, Wahrnehmen und Empfinden von Vielfalt“, sagte Iris Kruse, die Vorsitzende der Kritikerjury, auf der Frankfurter Buchmesse. Diversität, Verschiedenheit, Vielfalt ist das Thema der diesjährigen Siegertitel.
Ein stummes Bilderbuch
In der Kategorie Bilderbuch gewann mit „Spinne spielt Klavier“ von Benjamin Gottwald (Carlsen) ein Buch, das ganze ohne Text auskommt. Die knallbunten Illustrationen fordern dazu auf, die jeweils abgebildeten Geräusche nachzumachen, und so darf gesummt, geblubbert, geklimpert oder auch geschlürft werden.
Comic und Versroman
In der Kategorie Kinderbuch siegte mit „Boris, Babette und lauter Skelette“ von Tanja Esch (Kibitz) ein farbenfroher Comic, in dessen Mittelpunkt Babette steht, ein seltsames Wesen, gelb und haarig, auf der Suche nach sich selbst.
Außergewöhnlich ist der Siegertitel in der Kategorie Jugendbuch: Die afrodeutsche Autorin Chantal-Fleur Sandjon hat mit „Die Sonne so strahlend und schwarz“ (Thienemann) einen balladenhaften Versroman über die komplexe Identität einer schwarzen queeren Frau geschrieben.
Queerness im Sachbuch
Auch der Sieger in der Kategorie Sachbuch „Queergestreift“ von Kathrin Köller (Hanser) widmet sich dem Thema Diversität. Anhand eines ganz eigenen ABC‘s wird erklärt, was sich hinter den Buchstaben LGBTIQA+ verbirgt. Auch die originellen Illustrationen von Irmela Schautz tragen dazu bei, Vorurteile abzuschaffen.
Dienstag, 17. Oktober 2023
Buchpreis für Toni Schachinger
Auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis stand Toni Schachinger schon 2022. In diesem Jahr hat der junge Österreicher den Sprung aufs Siegerpodest geschafft. Sein Roman „Echtzeitalter“ erzählt eine coming-of-age-Geschichte mit Schwerpunkt Gaming.
Flucht in die Welt der Computerspiele
Schauplatz ist die Wiener Eliteschule „Marianum“, ein Internat für Kids aus besserem Haus, wo es nicht immer fein zugeht.Im Gegenteil. Doch allen Schikanen zum Trotz geht der junge Till seinen Weg. Er flüchtet in die Welt der Computerspiele und wird beim Echtzeit-Strategie-Spiel „Age of Empires II“ zum weltbesten Gamer. Das allerdings zählt nichts in der Welt der Erwachsenen.
Konflikt zwischen analoger und digitaler Welt
Toni Schachinger geht es in seinem Roman um den Konflikt zwischen den Generationen, den er als einen zwischen analoger und digitaler Welt erzählt. Und beim Gaming sieht er sich in einer Vermittlerrolle: „Ich wollte zeigen, was passiert da eigentlich, wenn man spielt. Was bedeutet das und wie schwer ist es, von diesem Detailwissen, das Till hat, zum dem Wissensstandpunkt seiner Mutter - diese Brücke zu überwinden.“
Das Lob der Jury
„Auf den ersten Blick ist Echtzeitalter ein Schulroman“, begründet die Jury ihre Wahl. Auf den zweiten Blick sei das Buch viel mehr als das – ein Gesellschaftsroman: „Mit feinsinniger Ironie spiegelt Schachinger die politischen und sozialen Verhältnisse der Gegenwart: Aus gebildeten Zöglingen spricht rohe Gewalt. Die Welt der Computerspiele biete einen Ort der Fantasie und Freiheit.“
Der Preisträger zur Weltlage
In seiner Dankesrede ging der Preisträger auch auf die aktuelle Weltlage ein: „Es ist unerträglich zu sehen, was passiert in dieser Welt. Es ist aber auch schwer, darüber zu sprechen, wenn man nicht betroffen ist. Und es ist auch schwer, darüber zu sprechen, wenn man nicht betroffen ist. Und es ist auch schwer, dass immer diejenigen darüber sprechen müssen, die davon betroffen sind.“ Er können nur den Wunsch äußern, dass Jüdinnen und Juden auf der Welt sicher leben können müssen. Sein Dank galt in erste Linie seiner Frau Margit, von der er „alles“ wisse.
Zur Person
Toni Schachinger wurde 1992 in Neu-Delhi als Sohn eines Diplomaten und einer mexikanisch-ecuadoranischen Mutter geboren. Die Familie pendelte zunächst zwischen Nicaragua und Wien, wo Schachinger nach der Scheidung der Eltern blieb, zur Schule ging und studierte.
Montag, 9. Oktober 2023
Literaturnobelpreisträger Jon Fosse
Der Norweger Jon Fosse gebe dem „Unsagbaren eine Stimme“ urteilte die Schwedische Akademie, die dem Dramatiker den Literaturnobelpreis zuerkannte. Seine Landsleute feiern Fosse als den erfolgreichsten norwegischen Dramatiker seit Henrik Ibsen.
Auch Romane und Kinderbücher
Nach seinem literarischen Erstlingswerk „Rot, Schwarz“ (1983) veröffentlichte der Autor Romane, Gedichtbände, Essaysammlungen und Kinderbücher. Seine Protagonisten sind oft tief deprimiert und mit ihren Lebensplänen gescheitert.
Melancholie und Mystik
Geprägt hat Fosse wohl seine norwegische Herkunft. Aufgewachsen ist er an der von Fjorden geprägten Westküste, einer melancholischen Landschaft. Diese Melancholie ist auch in seinen Romanen und Theaterstücken zu spüren ebenso wie etwas Mystisches, das wohl aus ihm selbst kommt. Auf der Suche nach dem richtigen Glauben trat er aus der protestantischen Kirche aus und zu den Quäkern über, ehe er Katholik wurde. Davon erzählt er auch in dem Buch „Geheimnis des Glaubens“.
Vielfach ausgezeichnet
Fosses Werke wurden in 40 Sprachen übersetzt, seine Theaterstücke werden auf den großen Bühnen der Welt aufgeführt. Zuletzt ist sein Roman „Ich ist ein anderer“ auf Deutsch erschienen. Für sein Prosawerk „Trilogie“ bekam er den Literaturpreis des Nordischen Rates und für sein Gesamtwerk erhielt er den Straßburger Europäischen Preis für Literatur.
Rückzugsort auf Lebenszeit
Der fünffache Vater Fosse gilt als hypersensibel, er scheut die Öffentlichkeit und braucht Rückzugsorte wie im österreichischen Städtchen Hainburg an der Donau, wo er mit seiner dritten Frau zeitweise lebt. Seit 2011 kann sich Jon Fosse zum Schreiben auch in die staatliche Künstlerresidenz „Grotte“ am Rand des Osloer Schlossparks zurückziehen. Das Haus, das ursprünglich dem Dichter Henrik Wergeland gehörte, wird seit dessen Tod einem großen norwegischen Künstler auf Lebenszeit zur Verfügung gestellt.
Dienstag, 19. September 2023
Terézia Mora wieder auf der Shortlist
196 Titel musste die siebenköpfige Jury des Deutschen Buchpreises 2023 sichten. 20 Titel kamen in die nähere Auswahl. Nun wurden die sechs Finalistinnen und Finalisten bekannt gegeben.
Sechs im Finale
Auf der Shortlist steht zum zweiten Mal Terézia Mora mit „Muna oder Die Hälfte des Lebens“. 2013 hatte sie für ihren Roman „Das Ungeheuer“ schon einmal den Deutschen Buchpreis erhalten. Ebenfalls unter die sechs Auserwählten kamen Necati Öziri (Vatermal, Anne Rabe (Die Möglichkeit von Glück), Tonio Schachinger (Echtzeitalter), Sylvie Schenk (Maman) und Ulrike Sterblich (Drifter).
Die Probleme der Gegenwart
Diese Romane, so Jurysprecherin Katharina Teutsch, kämen miteinander ins Gespräch, wenn man sie nebeneinander lege: „Dieses Gespräch handelt von unseren Prägungen: von Erziehung und sozialer Herkunft, von politischen Ideologien, von dramatischen Systemwechseln und den Härten der Migration – von all dem also, was unsere Gegenwart ausmacht und herausfordert.“
"Blutbuch" siegte 2022
Die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels würdigt mit dem Deutschen Buchpreis den besten deutschsprachigen Roman eines Jahres. Er wird seit 2005 verliehen und gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen der Branche. 2022 ging der Preis an Kim de l‘Horizon für „Blutbuch“.
Dienstag, 2. Mai 2023
Preis der Leipziger Buchmesse
Der Preis der Leipziger Buchmesse 2023, der in drei Kategorien ausgeschrieben wird, ist vergeben. Eine siebenköpfige Jury wählte aus 465 Werken, die von 161 Verlagen eingereicht wurden, die Preisträger. Zuletzt waren jeweils fünf Werke nominiert.
In der Kategorie Belletristik wurde überraschend Dinçer Güçyeter für sein Buch „Unser Deutschlandmärchen“ ausgezeichnet. Darin erzählt er seine Familiengeschichte über mehrere Generationen. Der Roman lasse die Worte zum Himmel fliegen, spare aber gleichzeitig die Demütigungen am Boden nicht aus, urteilte die Jury.
Der Preis in der Kategorie „Sachbuch/Essayistik“ ging an Regina Scheer für ihr Buch „Bittere Brunnen. Hertha Gordon-Walcher und der Traum von der Revolution“. „Bittere Brunnen“ gehe weit über eine gewöhnliche Biographie hinaus, so die Jury: „Meisterlich und transparent verwebt die Autorin historische Recherchen mit persönlichen Erinnerungen.“
Für die beste Übersetzung wurde Johanna Schwering ausgezeichnet. Sie hatte Aurora Venurinis Buch „Die Cousinen“ aus dem argentinischen Spanisch übersetzt. Das Urteil der Jury: „Schwerings Übersetzung nimmt die Unverschämtheiten des Originals mutig auf und folgt den eigentümlichen Grammatikregeln des Originals sowie seiner besonderen Härte und seinem sprühenden Witz.“
Montag, 24. Oktober 2022
Friedenspreis für Serhij Zhadan
"Friedenspreis für Serhij Zhadan " vollständig lesen
Dienstag, 18. Oktober 2022
Buchpreis für Kim de l'Horizon
Denis Scheck hätte den Buchpreis gern bei Jan Faktor für „Trottel“ gesehen. Die Jury hat sich anders entschieden, aber die Entscheidung kam in diesen Zeiten, in denen viel über Gender diskutiert wird, nicht ganz überraschend. Mit Kim de l‘Horizon hat erstmals eine non-binäre Person den Deutschen Buchpreis erhalten – für den Roman „Blutbuch“. Es sei nicht ganz einfach gewesen, sich auf einen Roman zu einigen, gestand die Jury-Vorsitzende bei der Preisverleihung.
Kleine Sensation bei der Preisverleihung
De l‘Horizon reagierte überrascht und dankte erstmal seiner Mutter. Statt einer vorbereiteten Rede gab es ein Lied „Nightcall“ über eine Transitionsgeschichte. Was dann geschah, war eine kleine Sensation bei der Buchpreis-Verleihung. De l‘Horizon rasierte sich unter dem Beifall des Publikums die Haare ab – aus Solidarität mit den Frauen im Iran.
"Buchpreis für Kim de l'Horizon " vollständig lesen
Donnerstag, 6. Oktober 2022
Literaturnobelpreis an Annie Ernaux
Annie Ernaux, 1940 in Lillebonne geboren, ist die Nobelpreisträgerin für Literatur 2022. Die 82-jährige französische Schriftstellerin ist vor allem bekannt für ihre autofiktionale Technik, mit der sie eigene Erlebnisse zu großer Literatur verdichtet. Ernaux wuchs in bescheidenen aber behüteten Verhältnissen auf – die Eltern hatten einen Krämerladen mit Café. Sie wurde katholisch erzogen. Nach dem Besuch eines Mädchenpensionats studierte Ernaux Literaturwissenschaften in Paris und promovierte 1971. Da arbeitete sie bereits als Gymnasiallehrerin, später unterrichtete sie als Dozentin an der staatlichen Fernuniversität.
Den Durchbruch in Deutschland hatte die Autorin mit dem 2017 erschienenen Werk „Die Jahre“. Auch „Die Scham“, „Der Platz“ und „Eine Frau“ wurden Bestseller. In ihren Büchern thematisierte Ernaux unter anderem ihre Scheidung, ihre Abtreibung und ihre Krebserkrankung. Sie sei „Ethnologin ihrer selbst“ hat die Schriftstellerin ihr literarisches Schaffen charakterisiert.
Das Nobelpreiskomittee der Schwedischen Akademie zeichnet Annie Ernaux aus „für ihren Mut und den klinischen Scharfblick, mit denen sie die Wurzeln, Entfremdungen und kollektiven Beschränkungen der persönlichen Erinnerung bloßlegt“. Als der schwedische Fernsehsender SVT Annie Ernaux am Telefon hatte, sagte sie: „Ich war sehr überrascht“ und sie sehe „eine große Verantwortung, nicht nur durch mein Schreiben eine Art von Genauigkeit und Gerechtigkeit gegenüber der Welt herzustellen“.
Der Nobelpreis für Literatur wird seit 1901 vergeben und ist mit zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 920.000 Euro) dotiert. Er gilt als die prestigeträchtigste literarische Auszeichnung der Welt.
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