Er hat sich immer noch nicht gemeldet: Der diesjährige Literaturnobelpreisträger Bob Dylan lässt das Nobelpreiskomittee warten und heizt damit die Diskussionen darüber an, ob der Literaturpreis für den Barden gerechtfertigt ist. "Die Kultur ist zum Spektakel geworden," klagte ein anderer Literaturnobelpreisträger. Mario Vargas Llosa sieht die Vergabe des renommierten Preises an Bob Dylan als Zeichen der Frivolität unserer Zeit. Dylan sei ein guter Sänger, aber längst kein guter Schriftsteller, kritisierte der 8o-Jährige. Ganz anders urteilt der Literaturwissenschaftler Heinrich Detering. "Der Nobelpreis braucht ihn," sagte er.
Der Musiker habe Musik, Performance und Poesie in einer einzigartigen Weise als Einheit wiederentdeckt, und „der Witz ist, dass es klingt, als sei es alles aus einem Guss. Das grenzt ans Wunderbare.“ Dylan, der alle erdenklichen Auszeichnungen eingeheimst habe, brauche den Nobelpreis nicht. Aber dem Nobelpreis tue die Auszeichnung des Musikers gut. Der 1941 geborene Robert Allen Zimmermann, der sich nach dem walisischen Dichter Dylan Thomas, Bob Dylan nannte, hat ein umfangreiches Werk geschaffen. Seit 1962 nimmt er Platten auf, und seine „Never Ending Tour“ führt ihn bis heute zu Konzerten um die ganze Welt. Mit Dylan hat die schwedische Akademie nicht nur einen Sängern sondern einen Lyriker ausgezeichnet, der sich nicht nur in der amerikanischen Song-Tradition bediente, sondern sich auch von großen Dichtern wie Shakespeare oder Petrarca inspirieren ließ. Und doch scheint der Preis, für den 220 Literaten nominiert waren, nicht ganz richtig. Denn Dylan beherrscht zwar auch Literatur, aber er seine Texte nur zu lesen, wäre nur die halbe Freude. Es gibt keinen Nobelpreis für Pop-Musik. Den hätte der 75-Jährige auf jeden Fall verdient.