Den "Anti-Dylan" nannte der Spiegel die diesjährige Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels Carolin Emcke. Anders als Bob Dylan, der sich bis heute nicht zu seinem Preis geäußert hat, habe Emcke den Preis ernst genommen und ihn angenommen. Und sie hat eine Rede gehalten, in der sie sich als streitbare Person für die Freiheit des Einzelnen einsetzte. Dass ihr der Ruf einer "moralischen Streberin" anhaftet, hat die 49-jährige promovierte Publizistin, die sich in ihrem Buch "Gegen den Hass" gegen jede Ausgrenzung einsetzt, nie gestört und auch nicht in ihrem Kampf gegen Gewalt und Sprachlosigkeit gebremst. Mit ihren Artikeln, Büchern und Reden habe sie einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Dialog und für den Frieden geleistet, befand der Stiftungsrat des Deutschen Buchhandels. Ihr Werk sei somit Vorbild für gesellschaftliches Handeln in einer Zeit, in der politische, religiöse und kulturelle Konflikte den Dialog oft nicht mehr zulassen.
„Menschenrechte sind voraussetzungslos,“ sagte Emcke in ihrer Rede. „Sie können und müssen nicht verdient werden. Es gibt keine Bedingungen, die erfüllt sein müssen, damit jemand als Mensch anerkannt und geschützt wird.“ Und: „Demokratie ist keine statische Gewissheit, sondern eine dynamische Übung im Umgang mit Ungewissheiten und Kritik. Eine freie, säkulare, demokratische Gesellschaft ist etwas, das wir lernen müssen. Immer wieder. Im Zuhören aufeinander. Im Nachdenken über einander. Im gemeinsamen Sprechen und Handeln. Im wechselseitigen Respekt vor der Vielfalt der Zugehörigkeiten und individuellen Einzigartigkeiten. Und nicht zuletzt im gegenseitigen Zugestehen von Schwächen und im Verzeihen.“