„Wer den letzten Krieg vergisst, der bereitet schon den nächsten vor“, sagte der neue Büchner-Preisträger Lukas Bärfuss in seiner Dankesrede. Der Schweizer Schriftsteller und Dramatiker, 1971 in Thun geboren, ist nach Max Frisch, Friedrich Dürrenmatt und Adolf Muschg der vierte Schweizer, dem dieser wichtige Literaturpreis zuerkannt wurde. Für seinen Roman "Koala", in dem er den Selbstmord seines Bruders thematisierte, hatte er schon den Schweizer Buchpreis erhalten. Die Jury der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung begründete ihre Entscheidung damit, dass Bärfuss einer der herausragenden Erzähler und Dramatiker der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur sei. Seine Sprache verbinde "psychologische Sensibilität mit dem Willen zur Wahrhaftigkeit". Sie sei klar, karg, trennscharf. Als „Zoon politikon“, als politischen Menschen, der das Gemeinwesen zum Hauptgegenstand seiner Untersuchungen und seines Handelns mache, bezeichnete die Theaterdramaturgin Judith Gerstenberg den Preisträger in ihrer Laudatio. Er sehe früher als andere, was uns beschäftigen müsste Bärfuss selbst mahnte in seiner Dankesrede die Verantwortung des einzelnen an: „Freiheit und Empathie sind niemals umsonst, das ist wahr, aber möglich sind sie immer, in jedem Augenblick.“ Weil er davon erzählen wolle, fühle er sich auch dem Namensgeber des Preises, Georg Büchner, verbunden und der Frage, „was das denn sei, was in uns lügt, stiehlt, hurt und mordet“. Man müsse sich der Geschichte erinnern, um aus ihr zu lernen. Und: „Es braucht keine Chirurgen, um uns das Böse aus den Leibern zu operieren, mit wachen Sinnen und empfindsamen Herzen können wir die Gewalt erkennen, wir können sie zur Sprache bringen, und wenn wir den Mut haben und nicht um unser Leben fürchten, dann können wir uns alle gegen sie stellen und sie überwinden.“