„Von links wie von rechts gerät die Freiheit unter Druck“, sagte Salman Rushdie am Sonntag in der Frankfurter Paulskirche, als er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels entgegennahm. Auf allen Seiten werde die Meinungsfreiheit „von reaktionären, autoritären, populistischen, demagogischen halbgebildeten, narzisstischen und achtlosen Stimmen angegriffen“. Er habe nie geglaubt, dass er eine solche Zeit erleben müsste, so Rushdie weiter.
Gegen jede Art von Zensur
Es sei eine Zeit, „in der Bildungseinrichtungen und Bibliotheken Zensur und Feindseligkeit ausgesetzt sind“, und eine Zeit, „in der extremistische Religionen und bigotte Ideologien beginnen, in Lebensbereiche vorzudringen, in denen sie nichts zu suchen haben“.
Rushdie kritisierte auch eine neue Art von Zensur, „die sich den Anschein der Tugendhaftigkeit gibt und die viele vor allem junge Menschen für eine Tugend halten“.
Für die Meinungsfreiheit
Dagegen will der Schriftsteller, der nach der Fatwa von Ajatollah Khomeini für Jahrzehnte nur in Verstecken überleben konnte und der im August 2022 einen Messeranschlag nur knapp überlebte, die „Meinungsfreiheit erbittert verteidigen – auch dann, wenn sie uns beleidigt“. Statt mit Zensur zu reagieren, „sollten wir schlechte Rede mit besserer Rede kontern, falschen Narrativen bessere entgegensetzen, auf Hass mit Liebe antworten und nicht die Hoffnung aufgeben, dass sich die Wahrheit selbst in einer Zeit der Lügen durchsetzen kann“.
Engagiert für den Frieden
Frieden ist laut Rushdie „schwer zu schaffen und schwer zu finden“. In der Ukraine toe“ein der Tyrannei eines einzelnen Mannes und seiner Gier nach Macht und Eroberung geschuldeter Krieg – ein trauriges Narrativ, dem deutschen Publikum nicht unbekannt.
Und mit Blick auf Israel und die Gewalt im Nahen Osten sagte er: Frieden will mir im Augenblick wie ein dem Rauch der Opiumpfeife entsprungenes Hirngespinst vorkommen.“ Trotzdem dürfe man nicht aufhören, sich für den Frieden zu engagieren. Denn Frieden zähle zu „unseren großen Werten, die es leidenschaftlich zu verfolgen gilt“.