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Dienstag, 10. Oktober 2017
Literaturnobelpreisträger Kazuo Ishiguro
Die Akademie begründete ihre Entscheidung mit der „emotionalen Kraft“ von Ishiguros Romanen, und sie sieht diese Entscheidung als geeignete Reaktion auf dieses Jahr der Krisen. Ishiguro Debüt war 1982 der Roman „Damals in Nagasaki“, „A Pale View of Hills“, der den Atombombenabwurf vom 9. August 1945 zum Thema hatte. Bekannt wurde er aber vor allem mit zwei Büchern, die auch verfilmt wurden: „The Remains of the Day“ -Was vom Tage übrigblieb und „Never Let Me Go“ - Alles, was wir geben mussten. Das letztere erzählt von einer englischen Gesellschaft, in der geklonte Kinder in einem Internat als menschliche Ersatzteilnehmer für Wohlhabende aufgezogen werden – ein düsteres Szenario.
Vor politischer Einmischung hütet sich Ishiguro weitgehend. Allerdings äußerte er 2016 nach dem Brexit-Votum seine Sorge, dass dadurch die Fremdenfeindlichkeit in seinem britischen Heimatland wachsen könnte.
Das Buch zur Stunde
„Die Hauptstadt“ ist der deutschsprachige Roman des Jahres - zumindest nach Ansicht der Jury für den Deutschen Buchpreis, der wichtigsten Auszeichnung der Branche. Im Vorfeld der Buchmesse wurde der Preis im Frankfurter Römer an Robert Menasse verliehen. Der Autor, 1954 in Wien geboren, nannte in seiner Dankesrede den Prozess der europäischen Einigung „den entscheidenden in unserer Lebenszeit“.
Menasses Roman „Die Hauptstadt“, erschienen im Suhrkamp Verlag, beschwört den europäischen Geist, er könnte als Kommentar auf den drohenden Zerfall Europas durchgehen. „Ein Text zur richtigen Zeit über den richtigen Ort,“ heißt es in der Zeit. Und die Jury lobt: „Das Humane ist immer erstrebenswert, niemals zuverlässig gegeben: Das dies auch auf die Europäische Union zutrifft, das zeigt Robert Menasse mit seinem Roman ‚Die Hauptstadt‘ auf eindringliche Weise. Dramaturgisch gekonnt gräbt er leichthändig in den Tiefenschichten jener Welt, die wir die unsere nennen. Und macht unter anderem unmissverständlich klar: Die Ökonomie allein, sie wird uns keine friedliche Zukunft sichern können. Die, die dieses Friedensprojekt Europa unterhöhlen, sie sitzen unter uns – ‚die anderen‘, das sind nicht selten wir selbst.“
In dem Roman steht eine hohe EU-Beamtin vor der Aufgabe, das Image der Kommission aufzupolieren, was angesichts der oft kulturellen Ignoranz der Brüsseler Bürokratie ein Kampf gegen Windmühlenflügel zu sein scheint. In Essays und Vorträgen hatte sich Menasse immer wieder zu politischen Fragen geäußert. Gemeinsam mit der Politologin Ulrike Guérot hat er 2013 ein „Manifest für die Begründung einer Europäischen Republik“ entworfen. Die europäischen Institutionen nannte der Autor in seiner Dankesrede „manchmal sehr schrullig, aber manchmal auch sehr tapfer“.
Mittwoch, 13. September 2017
Europa dominiert die Shortlist 2017
Namen, die man kennt und solche, die man kennenlernen sollte: Die Autoren Gerhard Falkner, Franzobel, Thomas Lehr, Robert Menasse, Marion Poschmann und Sasha Marianna Salzmann haben es auf die Shortlist für den Deutschen Buchpreis geschafft. „Kühnes Denken: Das ist es, was die Texte der Shortlist miteinander verbindet“, lobte Jury-Sprecherin Katja Gasser bei der Verkündung der sechs Finalistinnen und Finalisten. Nach der Lektüre bestehe kein Zweifel: „die Idee Europa, sie steht immer, im Besonderen gegenwärtig, auf dem Spiel.“
„Das Floß der Medusa“ des Österreichers Franzobel erzählt vom Überlebenskampf auf See, Lehrs „Schlafende Sonne“ entwirft ein Geschichts-Labyrinth, Menasse erzählt in „Die Hauptstadt“ von Europa als Institution, Salzmanns Debütroman „Außer sich“ begleitete eine Familie auf der Flucht von Moskau nach Deutschland. Ebenfalls auf die Liste geschafft haben es „Die Kieferninseln“ von Marion Poschmann und Gerhard Falkners Schriftsteller-Abenteuer „Romeo oder Julia“. Erstaunlicherweise sind einige der erfolgreichsten Autoren, die noch auf der Longlist standen, nicht mehr dabei: Sven Regener, Ingo Schulze und Feridun Zaimoglu waren noch unter den 20 Romanen, welche die Jury aus 200 ausgewählt hatte. Unter die letzten sechs kamen sie nicht. Vergeben wird der Buchpreis am 9. Oktober zu Beginn der Frankfurter Buchmesse. Der Sieger erhält 25 000 Euro, die übrigen fünf Autoren der Shortlist bekommen je 2500 Euro.
Dienstag, 13. Juni 2017
Margaret Atwood erhält Friedenspreis
Die kanadische Autorin Margaret Atwood erhält den Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Die 77-Jährige zeige in ihren Romanen und Sachbüchern „immer wieder ihr politisches Gespür und ihre Hellhörigkeit für gefährliche unterschwellige Entwicklungen und Strömungen“, hieß es in der Begründung.
„Humanität, Gerechtigkeitsstreben und Toleranz prägen die Haltung Margaret Atwoods, die mit wachem Bewusstsein und tiefer Menschenkenntnis auf die Welt blickt und ihre Analysen und Sorgen für uns so sprachgewaltig wie literarisch eindringlich formuliert“, würdigte der Börsenverein Atwood, die als erfolgreichste Schriftstellerin Kanadas und als eine der kritischsten Gegenwartsautorinnen gilt.
Atwoods Romane sind ein Appell an die Menschheit
Ihre Bücher sind in mehr als 30 Sprachen erschienen. Sie zeugen von einem von Skepsis geprägten Weltbild. Wohl am bekanntesten ist der apokalyptische Roman „Der Report der Magd“, in dem Atwood eine totalitäre Gesellschaft beschreibt, die Frauen auf Gebärmaschinen reduziert. Eine krasse Vision. Doch heute aktueller als noch vor Jahren: Die Wahl von Donald Trump zum amerikanischen Präsidenten, das Aufkommen rechtspopulärer Bewegungen und die Einschränkung persönlicher Freiheiten im Namen der Sicherheit zeigen, wie schnell sich auch eine demokratische Gesellschaft verändern kann.
In ihrer Endzeittrilogie „Oryx und Crake“, „Das Jahr der Flut“ und „Die Geschichte von Zeb“ zeichnet die Kanadierin eine postapokalyptische Welt nach dem selbst verschuldeten Untergang der Menschheit. Ihr Essay „Payback. Schulden und die Schattenseiten des Wohlstands“ thematisiert die weltweite Finanzkrise und ihre Folgen. Der neueste Roman „Das Herz geht zuletzt“ ist ein Appell an die Politik, Lösungen gegen Armut, Arbeitslosigkeit und für ein starkes soziales Netz zu finden - bevor es zu spät ist. Wie Doris Lessing, mit der die Kanadierin vieles gemein hat, wurde auch Atwood immer wieder als Kandidatin für den Literaturnobelpreis gehandelt. Nun also der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
Der mit 25 000 Euro dotierte Preis wird seit 1950 vergeben. Ausgezeichnet wird damit eine Persönlichkeit aus dem In- oder Ausland, die vor allem auf den Gebieten Literatur, Wissenschaft und Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen hat. Zuletzt wurden der Digitalpionier Jaron Lanier (2014), der deutsch-iranische Schriftsteller Navid Kermani (2015) und die Publizistin Carolin Emcke (2016) mit dem Friedenspreis geehrt.
Freitag, 19. Mai 2017
Zum Tod von Emmanuèle Bernheim
Die französische Schriftstellerin Emmanuèle Bernheim ist gestorben. Ich habe sie vor Jahren auf der Frankfurter Buchmesse getroffen und länger mit ihr geredet. Sie war schon damals eine bekannte und erfolgreiche Autorin, ihre Bücher, darunter der mit dem Prix Médicis ausgezeichnete Roman Sa Femme wurden in 25 Sprachen übersetzt. Neben Romanen verfasste sie auch Drehbücher wie für "Swimming Pool" (Regie François Ozon). Doch im Gespräch war sie sehr zugewandt und offen. In ihrem letzten Buch Tout s’est bien passé (2013, deutsch: Alles ist gutgegangen, Hanser Berlin 2014) hat sie über den Tod ihres Vaters geschrieben, der in hohem Alter Sterbehilfe in Anspruch nahm. Ein sehr lesenswerter, sensibler literarischer Erfahrungsbericht. Hohes Alter konnte Emmanuèle Bernheim selbst nicht erreichen. Am 10. Mai erlag sie in Paris einem Krebsleiden. Sie wurde 61 Jahre alt.
Freitag, 24. März 2017
Frauen dominieren beim Leipziger Buchpreis
In der Kategorie Sachbuch ging der Preis an Barbara Stoll-Rilinger für ihr Buch „Maria Theresia. Die Kaiserin in ihrer Zeit“ (C.H.Beck). Barbara Stollberg-Rilinger suche nicht die geheime Wurzel oder den Generalschlüssel der Geschichte, sondern beschreibe das Leben als ein ernstes Spiel mit vielen verschiedenen Rollen, lobte ein Juror. Den Preis für die beste Übersetzung erhielt Eva Lüdi Kong für die Übertragung des Buchs „Die Reise in den Westen“ (reclam ) aus dem Chinesischen. Der von einem unbekannten Autor verfasste Text, der rund 400 Jahre alt und über 1000 Seiten dick ist, ist nach Meinung eines Juroren das wohl populärste Buch der chinesischen Literatur. Jeder Chinese kenne den Affenkönig - und was deutschen Lesern fremd bleibe, erkläre Lüdi Kong in einem umfangreichen Apparat.
Der mit insgesamt 60 000 Euro dotierte Preis der Leipziger Buchmesse wird seit 2005 vergeben.
Freitag, 17. Februar 2017
Leipzig: Wieder ein Gedichtband auf der Shortlist
Einfach war die Wahl nicht. 365 Bücher wurden gen Leipzig geschickt. Nun hat die Jury 15 Kandidaten für den mit insgesamt 60 000 Euro dotierten Preis der Buchmesse ausgewählt. Und wieder hat ein Gedichtband die Kritiker überzeugt. Die Preisträger in den drei Kategorien werden am 23. März zu Beginn der Leipziger Buchmesse gekürt.
In der Kategorie Belletristik stehen vier Romane auf der Shortlist und – nach der Premiere 2015 – erneut ein Lyrikband. Neben Lukas Bärfuss‘ „Hagard“, Brigitte Kronauers „Der Scheik von Aachen“, Anne Webers „Kirio“ und Natascha Wodins „Sie kam aus Mariupol“ gehört auch Steffen Popps „118 Gedichte“ zu den Nominierten. Die Jury habe eine „kühne Liste“ aufgestellt, urteilte der Leiter des Literaturhauses Hamburg, Rainer Moritz.
In der Kategorie Sachbuch wählte die Jury Leonhard Horowski („Das Europa der Könige“), Klaus Reichert („Wolkendienst“), Jörg Später („Siegfried Kracauer“), Barbara Stollberg-Rilinger („Maria Theresia“) und Volker Weiß („Die autoritäre Revolte“).
Für ihre Leistungen als Übersetzer haben Gregor Hens (aus dem Englischen: „Shark“ von Will Self), Gabriele Leupold (aus dem Russischen: „Die Baugrube“ von Andrej Platonow), Petra Strien (aus dem Spanischen: „Die Irrfahrten von Persiles und Sigismunda“ von Miguel Cervantes) und Holger Fock und Sabine Müller Chancen auf den Buchpreis. Fock und Müller sind nominiert für ihre Übersetzung des französischen Romans „Kompass“ von Mathias Énard, der den diesjährigen Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung entgegennehmen soll.
Montag, 28. November 2016
Klaus Schöffling ist Verleger des Jahres
Das Branchenmagazin BuchMarkt hat Klaus Schöffling zum Verleger des Jahres 2016 gewählt. Schöffling folgt auf Lucien Leitess, den Leiter des Zürcher Unionsverlags. Die Auszeichnung "Verleger des Jahres" vergibt der "BuchMarkt" seit 1994. Die Jury zur Wahl des jeweils neuen Preisträgers setzt sich ausschließlich aus den bisherigen Preisträgern zusammen.
Der 1954 in Frankfurt geborene Klaus Schöffling arbeitete nach einer Ausbildung bei Suhrkamp dort zunächst im Vertrieb, später im Lektorat. 1987 gründete er gemeinsam mit seiner Frau Ida die Frankfurter Verlagsanstalt, 1993 den Verlag Schöffling & Co. Schöffling ist ein großer Förderer zeitgenössischer Lyrik. Er hat auch das Frankfurter Literaturfest „Frankfurt liest ein Buch“ begründet. In diesem Jahr konnte sich der Schöffling Verlag über gleich über zwei Preise der Leipziger Buchmesse freuen: für Guntram Vespers „Frohburg“ und Brigitte Döberts Übersetzung von Bora Cosics „Die Tutoren“. „An diesem Erfolg hat meine Frau Ida mit ihrem Gespür für Literatur und Katzen natürlich einen ganz wesentlichen Anteil,“ sagte Schöffling. Das Ehepaar sieht die Auszeichnung auch als „Ansporn, weiter an unsere Autoren, unsere Bücher, gute Literatur und kluge Leser zu glauben“.
Donnerstag, 24. November 2016
Ruth Klüger erhält Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten
Für ihr schriftstellerisches Lebenswerk wird die 1931 in Wien geborene Autorin Ruth Klüger im Rahmen des Bayerischen Buchpreises mit dem Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten ausgezeichnet. „Ruth Klügers Bücher sind eine eindringliche Mahnung zu Verantwortung, Menschlichkeit und wacher Aufmerksamkeit in allen Bereichen des sozialen und politischen Lebens,“ begründet der Bayerische Ministerpräsidenten Horst Seehofer die Auszeichnung. Als „eine der wenigen noch Lebenden, die aus eigener Erfahrung das Grauen des Nationalsozialismus und der Vernichtungslager schildern können“, schreibe sie vor allem in ihrem 1992 erschienenen autobiografischen Roman „Weiter leben. Eine Jugend“ mit unbestechlicher Klarheit über ihr Leben als Heranwachsende in verschiedenen Konzentrationslagern. „Über diese eindringliche literarische Bearbeitung hinaus ist Ruth Klüger stets eine unentbehrliche Mahnerin gegen das Vergessen von Gewalt und Verbrechen, die auch zu aktuellen politischen Fragen kritisch Stellung bezieht. Neben ihren autobiografisch geprägten Werken hat sie als Literaturwissenschaftlerin und Essayistin ein vielseitiges Gesamtwerk geschaffen“, heißt es weiter in der Begründung.
Ruth Klüger wurde in die Konzentrationslager Theresienstadt, Auschwitz und Christianstadt verschleppt. 1947 emigrierte sie in die USA. Sie lehrte Germanistik an der University of Virginia, in Princeton sowie an der University of California in Irvine/Kalifornien, wo sie heute auch lebt. Die Autorin erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. Thomas-Mann-Preis der Stadt Lübeck, Roswitha-Preis der Stadt Gandersheim, Lessing-Preis des Freistaats Sachsen. Ihre Autobiografie „weiter leben. Eine Jugend“ (1992) wurde in zehn Sprachen übersetzt. Zuletzt erschienen „Was Frauen schreiben. Essays“ (2010) und „Zerreißproben. Kommentierte Gedichte“ (2013). Als Ehrenpreisträgerinn folgt sie auf Cornelia Funke (2015) und Silvia Bovenschen (2014).
Freitag, 28. Oktober 2016
Nach dem Deutschen Buchpreis nun der Bayerische
Überraschend aber nicht unverdient hat Bodo Kirchhoff für seine Novelle „Widerfahrnis“ den Deutschen Buchpreis bekommen und damit den als Favoriten gehandelten Thomas Melle („Die Welt im Rücken“) hinter sich gelassen. Man darf gespannt sein, ob es beim Bayerischen Buchpreis eine ebenso große Überraschung gibt.
Die Jury, der Franziska Augstein, Carolin Emcke und Denis Scheck angehören, hat in den Kategorien Sachbuch und Belletristik jeweils drei Nominierungen bekannt gegeben. Die Preisträger werden in einer öffentlichen Jurysitzung im Rahmen der feierlichen Preisverleihung am 1. Dezember in der Allerheiligen Hofkirche der Münchner Residenz ermittelt.
Das sind die Kandidaten:
In der Kategorie Sachbuch:
• Markus Schauer: Der Gallische Krieg. Geschichte und Täuschung in Caesars Meisterwerk (C.H.Beck)
• Bettina Stangneth: Böses Denken (Rowohlt)
• Andrea Wulf: Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur (C. Bertelsmann)
In der Kategorie Belletristik:
• Christian Kracht: Die Toten (Kiepenheuer & Witsch)
• Terézia Mora: Die Liebe unter Aliens (Luchterhand)
• Heinrich Steinfest: Das Leben und Sterben der Flugzeuge (Piper)
Bei der Veranstaltung in der Allerheiligen Hofkirche wird auch der Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten für ein schriftstellerisches Lebenswerk vergeben. Der Name wird schon am 15. November bekannt gegeben. Dotiert ist der Bayerische Buchpreis in den Kategorien Belletristik und Sachbuch mit 10 000 Euro. Die Preisträger/innen erhalten zudem als Preisfigur einen Löwen der Porzellanmanufaktur Nymphenburg. Nominierte Autoren/innen, die nicht ausgezeichnet werden, erhalten 2 000 Euro.
Donnerstag, 27. Oktober 2016
Carolin Emcke, Friedenspreis des deutschen Buchhandels
„Menschenrechte sind voraussetzungslos,“ sagte Emcke in ihrer Rede. „Sie können und müssen nicht verdient werden. Es gibt keine Bedingungen, die erfüllt sein müssen, damit jemand als Mensch anerkannt und geschützt wird.“ Und: „Demokratie ist keine statische Gewissheit, sondern eine dynamische Übung im Umgang mit Ungewissheiten und Kritik. Eine freie, säkulare, demokratische Gesellschaft ist etwas, das wir lernen müssen. Immer wieder. Im Zuhören aufeinander. Im Nachdenken über einander. Im gemeinsamen Sprechen und Handeln. Im wechselseitigen Respekt vor der Vielfalt der Zugehörigkeiten und individuellen Einzigartigkeiten. Und nicht zuletzt im gegenseitigen Zugestehen von Schwächen und im Verzeihen.“
Literaturnobelpreis für Bob Dylan
Der Musiker habe Musik, Performance und Poesie in einer einzigartigen Weise als Einheit wiederentdeckt, und „der Witz ist, dass es klingt, als sei es alles aus einem Guss. Das grenzt ans Wunderbare.“ Dylan, der alle erdenklichen Auszeichnungen eingeheimst habe, brauche den Nobelpreis nicht. Aber dem Nobelpreis tue die Auszeichnung des Musikers gut. Der 1941 geborene Robert Allen Zimmermann, der sich nach dem walisischen Dichter Dylan Thomas, Bob Dylan nannte, hat ein umfangreiches Werk geschaffen. Seit 1962 nimmt er Platten auf, und seine „Never Ending Tour“ führt ihn bis heute zu Konzerten um die ganze Welt. Mit Dylan hat die schwedische Akademie nicht nur einen Sängern sondern einen Lyriker ausgezeichnet, der sich nicht nur in der amerikanischen Song-Tradition bediente, sondern sich auch von großen Dichtern wie Shakespeare oder Petrarca inspirieren ließ. Und doch scheint der Preis, für den 220 Literaten nominiert waren, nicht ganz richtig. Denn Dylan beherrscht zwar auch Literatur, aber er seine Texte nur zu lesen, wäre nur die halbe Freude. Es gibt keinen Nobelpreis für Pop-Musik. Den hätte der 75-Jährige auf jeden Fall verdient.
Mittwoch, 21. September 2016
Die Shortlist für den Buchpreis
20 Bücher waren es, jetzt sind es nur noch sechs. Die siebenköpfige Expertenjury für den Deutschen Buchpreis hat die Finalisten gekürt, die „ein breites inhaltliches Spektrum“ abdecken. Sie eine aber „eine starke Bodenhaftung, der unmittelbare Bezug zur beobachteten Realität“. Und das sind die sechs Autoren, von denen am 17. Oktober einer den mit 25 000 Euro dotierten Deutschen Buchpreis entgegen nehmen kann:
* Reinhard Kaiser-Mühlecker: Fremde Seele, dunkler Wald (S. Fischer, August 2016)
* Bodo Kirchhoff: Widerfahrnis (Frankfurter Verlagsanstalt, September 2016)
* André Kubiczek: Skizze eines Sommers (Rowohlt Berlin, Mai 2016)
* Thomas Melle: Die Welt im Rücken (Rowohlt Berlin, August 2016)
* Eva Schmidt: Ein langes Jahr (Jung und Jung, Februar 2016)
* Philipp Winkler: Hool (Aufbau, September 2016
Donnerstag, 1. September 2016
Die Longlist für den Deutschen Buchpreis
Wie immer wird die Auswahl kritisch betrachtet. Dem einen fehlt Martin Mosebachs „Mogador“ auf der List oder auch Guntram Vespers „Frohburg“, der schon in Leipzig unter den Finalisten war. Der andere moniert, dass mit Joachim Meyerhoff ein Autor in der Liste steht, der bereits ein Bestseller ist. Der irakisch-stämmige Autor Najem Wali, einziger Schriftsteller in der Jury, lobt dagegen den Jahrgang 2016, in dem er drei große existenzielle Themen ausmacht: „Katastrophe und Untergang, Fremdheit und Fremdsein und Tod“.
Das also sind die 20 Romane der Longlist:
* Akos Doma: Der Weg der Wünsche (Rowohlt Berlin, August 2016)
* Gerhard Falkner: Apollokalypse (Berlin Verlag, September 2016)
* Ernst-Wilhelm Händler: München (S. Fischer, August 2016)
* Reinhard Kaiser-Mühlecker: Fremde Seele, dunkler Wald (S. Fischer, August 2016)
* Bodo Kirchhoff: Widerfahrnis (Frankfurter Verlagsanstalt, September 2016)
* André Kubiczek: Skizze eines Sommers (Rowohlt Berlin, Mai 2016)
* Michael Kumpfmüller: Die Erziehung des * Mannes (Kiepenheuer & Witsch, Februar 2016)
* Katja Lange-Müller: Drehtür (Kiepenheuer & Witsch, August 2016)
* Dagmar Leupold: Die Witwen (Jung und Jung, September 2016)
* Sibylle Lewitscharoff: Das Pfingstwunder (Suhrkamp, September 2016)
* Thomas Melle: Die Welt im Rücken (Rowohlt Berlin, August 2016)
* Joachim Meyerhoff: Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke (Kiepenheuer & Witsch, November 2015)
* Hans Platzgumer: Am Rand (Paul Zsolnay, Februar 2016)
* Eva Schmidt: Ein langes Jahr (Jung und Jung, Februar 2016)
* Arnold Stadler: Rauschzeit (S. Fischer, August 2016)
* Peter Stamm: Weit über das Land (S. Fischer, Februar 2016)
* Michelle Steinbeck: Mein Vater war ein Mann an Land und im Wasser ein Walfisch (Lenos, März 2016)
* Thomas von Steinaecker: Die Verteidigung des Paradieses (S. Fischer, März 2016)
* Anna Weidenholzer: Weshalb die Herren Seesterne tragen (Matthes & Seitz Berlin, August 2016)
Der Deutsche Buchpreis ist mit insgesamt 37 500 Euro dotiert. Der Preisträger erhält 25 000 Euro, die übrigen fünf Autoren der Shortlist bekommen jeweils 2500 Euro. 2015 wurde der Schriftsteller Frank Witzel für seinen Roman „Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969“ ausgezeichnet.
Donnerstag, 31. März 2016
Helme Heine zum 75. Geburtstag
"Fünf Freunde", "Mullewapp", "Sauerkraut", "Fantadu", "Prinz Bär": Helme Heine hat mit seinen fantasievollen Büchern die Kinderwelt verzaubert. Am 4. April wird der Autor und Illustrator, der auch ein Weltreisender war, sich als glücklicher Mensch sieht und im Inneren wohl immer Kind geblieben ist, 75 Jahre alt. Seine Kinderbücher haben über die Jahrzehnte hinweg Klassikerstatus erreicht. Basierend auf Helme Heines Freunde-Abenteuern läuft zudem ab 21. Juli 2016 der 3D-Animationsfilm "Mullewapp – Eine schöne Schweinerei" im Kino. Als Zeichner hat Helme Heine einen ganzen Kosmos entworfen. Bis heute beliebt sind die Freunde Franz von Hahn, Johnny Mauser und der dicken Waldemar. Heines Freunde-Bücher sind echte Klassiker, sie wurden in 35 Sprachen übersetzt und sind bei Beltz & Gelberg und Gulliver erschienen. Aktuell gibt es für Freunde-Liebhaber den neuen Lesestoff "Kriminalfälle für Freunde" über mysteriöse Vorkommnisse in Mullewapp.
Wenn du schlechte Laune hast
und laut sagt, ich sei eine Last,